Lagrein
Ursprung und Geschichte der Rebsorte
Lagrein ist eine autochthone Rebsorte Südtirols und zählt zu den ältesten dokumentierten Weinen der Region. Erste Erwähnungen finden sich bereits im 14. Jahrhundert in klösterlichen Schriften aus Bozen, wo die Sorte als qualitativ besonders wertvoll beschrieben wird. Genetisch steht Lagrein in enger Verwandtschaft mit Teroldego und weiteren historischen Sorten des Alpenraums, was seine tiefe Verwurzelung in der Region bestätigt. Über Jahrhunderte entwickelte sich der Lagrein vom einfachen Alltagswein zum charakterstarken Aushängeschild Südtirols. Das warme Bozner Becken, die kieshaltigen Schwemmböden und das alpine Mikroklima prägen bis heute seinen unverwechselbaren Stil. Heute gilt Lagrein als eine der wichtigsten Rotweinsorten des Landes und steht sinnbildlich für Südtirols Weintradition und Identität.
Wie schmeckt ein Lagrein?
Der Lagrein aus Südtirol ist bekannt für seine tiefdunkle Farbe und seinen kraftvollen, runden Geschmack. Typisch sind intensive Aromen von dunklen Beeren, Kirschen, Pflaumen und feinen Röstnoten, die durch den Ausbau im Holzfass entstehen können. Am Gaumen wirkt er vollmundig mit harmonischer Säure und weichen, jedoch präsenten Tanninen. Ein klassischer Lagrein ist meist fruchtbetonter, etwas zugänglicher und zeigt seine Würze direkter. Ein Lagrein Riserva dagegen reift länger im Holz, besitzt mehr Struktur, tiefere Komplexität und zusätzlich Noten von Schokolade, Tabak oder Vanille. Er wirkt insgesamt eleganter, dichter und hat ein deutlich höheres Reifepotenzial.
Servierempfehlung
Lagrein aus Südtirol ist ein idealer Begleiter zu kräftigen und herzhaften Gerichten. Durch seine saftige Struktur und die intensiven Beeren- und Röstnoten harmoniert er hervorragend mit Wildgerichten, geschmortem Rindfleisch und würzigen Braten. Auch zu gegrilltem Fleisch, Lamm oder einer klassischen Tiroler Brettljause zeigt er seine Stärke. Die reifere Lagrein Riserva passt zusätzlich sehr gut zu gereiftem Hartkäse, Pilzgerichten oder dunklen, aromatischen Saucen. Dank seiner dichten Struktur bleibt er selbst neben intensiven Speisen präsent und wirkt dabei immer harmonisch.
Lagerfähigkeit und allgemeine Aufbewahrung
Lagrein sollte kühl, dunkel und konstant gelagert werden, idealerweise bei etwa 12 Grad in einem gut belüfteten Keller oder einem Weinschrank. Wichtig ist eine stabile Umgebung ohne große Temperaturschwankungen, da diese den Reifeprozess stören können. Flaschen werden am besten liegend aufbewahrt, damit der Korken feucht bleibt und keine Luft eindringen kann. Ein junger Lagrein kann meist einige Jahre gelagert werden, während Lagrein Riserva durch seine Struktur oft deutlich länger reifefähig ist. Serviert wird Lagrein am besten bei rund 16 bis 18 Grad, damit sich seine dichten Fruchtaromen, die feinen Röstaromen und die kräftige Struktur optimal entfalten.
Lagrein auch als Rosé – der Lagrein Rosato / Kretzer aus Südtirol
Lagrein wird nicht nur zu kraftvollen Rotweinen verarbeitet, sondern eignet sich dank seiner charakteristischen Traubenschale und Farbintensität auch hervorragend für feine Roséweine. Der daraus entstehende Rosé, oftmals „Lagrein Rosato“ oder traditionell „Lagrein Kretzer“ genannt, entsteht durch eine schonende Pressung der Trauben mit sehr kurzem Maischekontakt — so übernimmt der Most nur wenig Farbe und bleibt frisch, fruchtig und lebendig.
Im Glas zeigt Lagrein Rosato meist ein leuchtendes, kirsch- bis lachsfarbenes Rosa. Das Aroma erinnert an rote Früchte wie Kirschen, Himbeeren oder Erdbeeren, dazu feine Beeren-Nuancen und eine frische Säurestruktur, die den Wein leicht und zugänglich macht. Am Gaumen wirkt er elegant, mit saftiger Fruchtigkeit und angenehmer Leichtigkeit — ideal als Aperitif oder Begleiter zu hellen Gerichten und leichten Speisen.
Die stilistische Flexibilität von Lagrein zeigt sich deutlich: Ob intensiver Rotwein, strukturierte Riserva oder frischer Rosé — die Rebsorte offenbart verschiedene Facetten und bietet für nahezu jeden Geschmack und Anlass eine passende Variante.
Top-Weingüter für Lagrein aus Südtirol
Egger-Ramer (Bozen)
Egger-Ramer gilt als eine der wichtigsten Lagrein-Referenzen überhaupt. Das Weingut arbeitet seit Jahrzehnten intensiv mit der Sorte und zeigt, wie kraftvoll, tief und gleichzeitig elegant Lagrein sein kann. Besonders die Lagrein-Riserva zählt Jahr für Jahr zu den bestbewerteten Weinen der gesamten Region.
Ansitz Waldgries (St. Magdalena / Bozen)
Das historische Weingut Waldgries verbindet Tradition mit moderner Stilistik. Ihr Lagrein zeigt stets viel Struktur, reife Frucht und eine klare Handschrift des warmen Bozner Talkessels. Die Weine sind bekannt für Harmonie, Tiefe und ein ausgezeichnetes Reifepotenzial.
Kellerei Tramin (Unterland)
Die Kellerei Tramin ist weltbekannt für Weißwein, doch der Lagrein überrascht jedes Jahr durch seine Fülle und Balance. Saubere Vinifikation, viel Fruchttiefe und gut eingebundene Tannine sorgen für elegante, moderne Interpretationen der Sorte.
Kellerei Andrian (Überetsch)
Andrian produziert Lagrein, die besonders rund, weich und samtig wirken. Typisch sind feine Tannine, dunkle Frucht und ein sehr zugänglicher Stil. Die Weine sind klar strukturiert, aber nie überladen – ideal für Genießer, die harmonische Lagrein bevorzugen.
Kellerei Terlan (Terlan / Bozen)
Terlans Fokus liegt zwar traditionell auf Weißwein, doch der Lagrein gehört zu den unterschätzten Schätzen des Sortiments. Er zeigt stets Tiefe, Frische und ein elegantes Gleichgewicht zwischen Frucht und Struktur. Präzise, klar und modern – ein sehr sauberer Lagrein-Stil.
Kellerei Kurtatsch (Unterland)
Kurtatsch ist bekannt für terroirgeprägte Weine aus präzisen Lagen. Der Lagrein wirkt hier dicht, konzentriert und sehr charaktervoll. Besonders die Riserva-Weine beeindrucken durch Kraft, Länge und die Fähigkeit, mit einigen Jahren Flaschenreife nochmals deutlich an Eleganz zu gewinnen.
Eppan – Erbhof Unterganzner (Bozen-Gries)
Der Unterganzner gehört zu den absoluten Klassikern und hat eine besondere Bedeutung für die Rebsorte Lagrein. Die Lage rund um Gries ist einer der historisch wertvollsten Ursprungsorte der Sorte. Die Weine zeigen enorme Dichte, dunkle Farbe, kräftige Tannine und ein fast archaisches Lagrein-Profil – tief, würzig und mit großem Reifepotenzial
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